Nepal

Zurück nach Süd-ost Asien

01.10.01 Kathmandu
Ich bin heute nach Kathmandu geflogen. Auf dem Flughafen habe ich Andre kennengelernt. Er ist Brasilianer und zur Zeit auf Tour durch Europa (Amsterdam, Brüssel und Düsseldorf), Israel, Ägypten, Jordanien, Thailand und Nepal. Aber, noch lustiger, er arbeitet für AMDOCS, einer israelischen Firma die Abrechnungs- und Kundenverwaltungssysteme für Telekommunikation macht. Zur Zeit ist er Teamleader für eine Brasilianische Mobilfunkgesellschaft, er hat aber auch schon in Düsseldorf für Vodaphone D2 gearbeitet. Also ein Kollege (oder Konkurrent) von mir. Wir sind im gleichen Hostel abgestiegen und waren Cuba Libre und Bier trinken.
Kathmandu ist genial (vom ersten Eindruck viel besser als Bangkok), ich habe mich gleich in die Stadt verliebt: Enge Straßen, kleine Geschäfte. Es erinnert mich an arabische Städte, die ich auch mag. Und billig: Bisher habe ich hier 10 Mark für Getränke, einen kleinen Snack und die Übernachtung ausgegeben, wobei das Bier genauso teuer wie die Übernachtung war.

02.10.01 Kathmandu und Umgebung
Ich bin in Kathmandu!!! Heute gab es Standard-Touri-Programm. Andre und ich sind zuerst zum Durbar-Platz gezogen, ein Platz vor dem alten Palast, auf dem viele Tempel stehen. Auf dem Weg dorthin haben uns zwei junge Nepali angesprochen, die "nur mit uns reden und uns etwas erklären" wollten. Das heißt, dass sie später Geld haben wollen. Sie waren aber sehr nett. Nach kurzem Aufenthalt am Durbar-Platz sind wir dann zum Pashupatinath-Tempel etwas außerhalb von Kathmandu gefahren. Das Flussufer des Bagmati dort ist ein populärer Platz für Hindus, ihre Toten zu verbrennen [Krematorium]. Als wir ankamen, brannte auch schon jemand. Wir schauten es uns ein bisschen an, als ein Israeli vorbeikam, um den Spruch des Tages zu bringen: "Can I make a picture of the barbecue?" Das hat unseren nepalischen Begleitern nicht gefallen. Dann haben wir uns noch etwas Gymnastik angeschaut [Heiliger]
Weiter ging es dann nach Boudha, wo eine große Stupa steht, und zum Gorkarna-Mahadev-Temple.
Abends haben wir dann noch bei ein paar Bier etwas Vergangenheitsbewältigung betrieben. Andre ist nämlich nebenbei noch Jude.

03.10.01 Kathmandu
Ich bin alleine losgezogen, da Andre lange geschlafen hat. Ziel waren die tausend Tempels, Pagoden und Stupas in der Innenstadt [Kathe Simbha Stupa]. Den ganzen Nachmittag habe ich auf dem Durba-Platz verbracht, Tempel angeschaut, Leute beobachtet und mich mit Nepalesen unterhalten. Sie sind fast alle der Meinung, dass die Königsfamilie von dem jetzigen König getötet wurde, es darf aber keiner laut sagen. Das Chaos nach dem Mord hat auch zusammen mit dem Amerika-Afghanistan-Konflikt Einfluss auf die Wirtschaft. Ein Thanka-Verkäfer (ein Thanka ist ein religiöses Bild) sagte mir, dass er viel weniger Kunden hat als im Jahr vorher. Vor allem reichere Leute bleiben wohl weg.

04.10.01 Patan
Heute war ich in Patan, das nur durch den Bagmati-Fluss von Kathmandu getrennt ist. Hier gibt es auch einen Durbar-Platz, der noch mehr Tempel pro Quatratmeter (schöne Einheit) hat als der in Kathmandu.
Leider hat es heute fast den ganzen Tag geregnet. Ich hatte ja eigentlich vor, so bald wie möglich zum Annapurna zu fahren. Aber so lange es regnet, bleibe ich lieber noch in Kathmandu, obwohl es auch schöner wäre, die Tempel im Sonnenschein zu sehen.
Wir waren dann noch zu dritt Abendessen. Andre war zufällig auch in Patan und hat Maike, eine Holländerin, kennengelernt. Sie hat beim Inder von ihrer Westafrika-Reise erzählt. Es hörte sich auch nicht schecht an ...

05.10.01 Bhaktapur
Endlich Sonne. Maike, Andre und ich [Maike und Andre] waren heute in Bhaktapur, einer tollen Stadt mit vielen Tempeln und engen Gassen, aber nicht so voll wie Kathmandu [Nyatapola Tempel]. Morgen geht es dann weiter in Richtung Annapurna zum Trekking. Um 7 Uhr geht mein Bus nach Pokhara. Dann werde ich wahrscheinlich einige Zeit nichts mehr hier schreiben könen. Ich habe jetzt noch ein Abschieds-Essen mit Maike und Andre.

06.-08.10.01 Pokhara
Andre kommt jetzt kurzfristig mit nach Pokhara. Auf den 200km von Kathmandu nach Pokhara quält sich der Bus die Berge hoch und runter und überholt LKWs an interessanten stellen. Aber nach 8 Stunden haben wir es geschafft.
Wir waren beide erfolgreich bei der suche nach einem Trekking-Partner. Andre hat zwei Engländerinnen gefunden, die mit ihm den sechstägigen Jomosom-Trek wandern. Ich habe einen Aushang von Craig, einem Neuseeländer gesehen und mich daraufhin mit ihm getroffen. Er ist 30 Jahre, hat vier Jahre in Japan als Lehrer gearbeitet und reist nun für 5 Monate, bevor er im Januar sich in Neuseeland als Japanisch-Lehrer fortbildet. Mit von der Partie ist noch Jason, ein 35-jähriger Amerikaner, der für ein Jahr reist. Er ist ein erfahrener Bergsteiger aus Colorado, zumindest hat er sich schon mal den Knöchel beim Bergsteigen gebrochen. Ach ja, Craig hat auch seine Reisbegleitung "J" dabei ...
Ansonsten kann man in Pokhara herrlich entspannen. Ich bin am See entlangspaziert und habe gut gegessen und getrunken.


09.-29.10.01 Annapurna-Circuit

Informationen | Karte

1. Tag: Besi Sahar (820m) - Bhulbule (830m)
Wir werden versuchen, ohne Träger auszukommen. Ich versuche, alles was unnötig ist, zurückzulassen, aber mein Rucksack wiegt immer noch über 10 kg, dazu kommen dann noch 2-3 l Wasser. Aber ich brauche halt Winterjacke, Daunenschlafsack, lange Unterwäsche usw. Mal sehen, was mein Rücken dazu sagt.
Nach einer netten Busfahrt von Pokhara nach Besi Sahar und Mittagessen, starten wir gleich. Es geht leicht hoch und runter und über ein paar kleine Flüsse [Ich auf einer Hängebrücke]. Unser erstes Hotel ist recht nett, wir essen Dal Bhaat, Reis mit Kichererbsensoße. Dazu gibt es jodiertes Wasser. Es gibt zwar Mineralwasser zu kaufen, aber bei 70000 Trekkern/Jahr mit 5-21 Tagen und 2-3 l Wasser pro Tag gibt dies einen riesigen Müllberg. Leitungswasser sollte man nicht einfach so trinken, sondern entweder abkochen (schlecht, da Holz knapp ist), filtern (man muss Filter mitschleppen) oder mit Jodtabletten purifizieren. Ich mach letzteres, obwohl es nicht gut schmeckt.

2. Tag: Bhulbule (830m) - Ghermu Phant (1400m)
Nachdem Jason sich warmgelaufen hatte, ist er abgedüst und wurde nicht mehr gesehen. Craig und ich meisterten den ersten Anstieg von 500m nach Bahundanda. Aber der Ausblick vom Restaurant, wo wir zu Mittag aßen, war grandios. Es kommen immer wieder nepalesische Träger vorbei, die das fünf- bis zehnfache unserer Rucksäcke an einem Gurt um den Kopf tragen und dabei mit Bade-Sandalen laufen.
In der Nacht hat es stark gewittert, aber so lange es tagsüber trocken bleibt, ist alles gut.

3. Tag: Ghermu Phant (1400m) - Tal (1675m)
Ein Wasserfall unter strahlend blauen Himmel begrüßt mich beim ersten Blick aus meinem Fenster - so macht Wandern spaß [Wasserfall]. Nach 500m haben wir Jason wiedergetroffen, der in einem anderen Hotel übernachtet hat. Dort lernen wir auch Colina und Drew aus Alaska kennen, die uns heute noch öfters über den Weg laufen werden. Sie ist Hebamme und er Computer-Netzwerk-Spezialist. Beide praktizieren seit langer Zeit Buddhismus.
Es geht heute laufend hoch und runter - sehr anstrengend. Aber der Lohn ist Tal, ein wunderschöner Ort. Wir übernachten im Paradies Hotel direkt bei einem tollen Wasserfall.

4. Tag: Tal (Ruhetag)
Craig, Colina, Drew und ich haben beschlossen, einen Ruhetag einzulegen, da es hier so toll ist. Jason hat es nicht ausgehalten und ist weitergezogen. Craig hat am Vortag etwas Cannabis geerntet und heute getrocknet [Craig und "J"].
Tasgsüber ist T-Shirt-Wetter, abends kühlt es so stark ab, dass wir mit Wollmütze draussen sitzen und im Daunenschlafsack schlafen.

5. Tag: Tal (1675m) - Latamarang (2360m)
6:00 Aufstehen, 6:30 Frühstück, 7:30 Wandern, 16:00 Hotel, 18:00 Abendessen, 20:00 Schlafen: dies ist unser normaler Rhythmus. Heute erwartet uns ein einfacher Weg obwohl wir 600m an Höhe gewinnen. Colina und Drew wandern jetzt mit uns. In jedem Ort kommen Kinder an und fragen nach einem "School Pen" oder nach "Sweets", aber wir unterstützen die Bettlerei nicht [Colena, Drew, Craig mit Kids]. Zum Mittagessen habe ich einen Yakburger [Ich und der Yakburger].

6. Tag: Latamarang (2360m) - Bhratang (2850m)
Nach einer kalten Nacht haben wir mittags Chame (2630m) erreicht und dort mit herrlichem Blick auf Lamjung (6986m) zu Mittag gegessen [Cooles Mittagessen], [Unser Team].
Im Hotel in Bhratang habe ich ein älteres deutsches Paar kennengelernt, das mit vier nepalesischen Kindern (10-12 Jahre) unterwegs war. Sie waren schon öfters in Nepal und haben sich vorletztes Jahr entschlossen, die Schule in Pokhara für ein Kind aus einem Dorf am Annapurna zu bezahlen, was 1000 DM/Jahr inklusive Unterkunft, Essen und Taschengeld kostet. Es haben sich in ihrem Freundeskreis noch weitere Sponsoren gefunden, die auch eine Patenschaft übernommen haben. Jetzt haben sie die Kinder besucht und begleiten sie in ihr Heimatdorf. Die beiden älteren Kinder waren seit zwei Jahren nicht mehr zu Hause.

7. Tag: Bhratang (2850m) - Pisang (3200m)
Heute haben wir eine kurze 3,5-Stunden-Wanderung. Nachmittags bin ich mit Drew zum Tempel oberhalb von Pisang gelaufen. Von dort hatten wir einen tollen Ausblick auf Annapurna II.
Die Hotels werden immer einfacher. Es gibt jetzt keinen Strom mehr, d.h. wir haben Abendessen bei Kerzenschein. Die Duschen reduzieren sich auf ein Eimer mit warmen Wasser.

8. Tag: Pisang (3200m) - Braga (3360m)
Langsam wird es ernst. Wir sind den anstrengenden Höhenweg vom Pisang nach Braga gewandert [Annapurna II]. Es ging zuerst steil in Serpentinen nach Ghyaru (3680m) und damit höher, als ich bisher gewesen bin. In einem Restaurant haben wir umringt von Cannabis den Blick auf Annapurna II genossen [Wir und Annapurna II] [Ich und "J" im Gemüse]. Craig and Drew haben auf dem Weg etwas Cannabis gesammelt, das sie trocknen und nach dem Pass rauchen wollen. Dann ging es noch etwas höher und danach wieder runter nach Braga. Dort gefällt es uns so gut, dass wir nicht wie geplant nach Manang weiterziehen. Im Hotel haben wir Miles aus Amerika wiedergetroffen, der uns schon in Pisang über den Weg gelaufen ist. Er hat in verschiedenen asiatischen Ländern (u.a. Südkorea, Taiwan, Japan) als Englischlehrer gearbeitet und ist jetzt zwischen zwei Jobs.

9. Tag: Braga (Ruhetag)
Drew und ich haben die Gompas (Tempel) hier in Braga besucht. Eine ist 600 Jahre alt und beherbergt 100 Teracotta-Statuen und buddhistische Bücher. Danach sind wir alle nach Manang gegangen und haben uns einen Vortrag über AMS (Acute Mountain Sickness, Höhenkrankheit) angehört. Die Anderen haben sich entschieden, Diamox als Prophylaxe einzunehmen, ich werde es nur als Notfallmedikament mitführen. In Manang haben wir auch eine Herde Yaks gesehen, die bald geschlachtet werden sollen [Yak].

10. Tag: Braga - Kicho Tal (4600m) - Braga (Akklimatisierungstag)
Miles, ich, sowie zwei Däninnen, die wir kennengelernt haben, wollen heute eine Tages-Wanderung zum Kicho Tal (Eissee) machen. Angeblich liegt er auf 4200m, was uns machbar erscheint. Nach zwei Stunden anstrengender Wanderung hofften wir, dass der See endlich hinter der nächsten Bergkuppel auftaucht - vergeblich. Die Luft wurde immer dünner, der Herzschlag immer schneller und die Beine immer schwerer. Nach drei Stunden musste ich mich zu jedem Schritt zwingen und ich dachte schon an Aufgabe. Aber nach fast vier Stunden haben wir den tatsächlich 1200m höher liegenden See erreicht und wurden mit herrlichen Ausblicken belohnt [Blick vom Kicho Tal] [Ich am Kicho Tal].
Nach unserer Rückkehr zum Hotel habe ich lauwarm geduscht, dann viele warme Sachen angezogen, mich in meinen Schlafsack verzogen und bis zum Abendessen geschlafen. Colina ging es heute nicht so gut, sie hat erbrochen, ist aber abends wieder OK.

11. Tag: Braga (3360m) - Yak Kharka (3950m)
Wir wandern mit Miles als neues Mitglied in unserer Gruppe locker weiter. Ach ja, einige Yaks haben den heutigen Tag nicht überlebt und wurden vor unseren Augen geschlachtet.

12. Tag: Yak Kharka (3950m) - Thorang Phedi (4590m)
Eine kurze aber anstrengende Wanderung führte uns zu unserem letzten Stopp vor dem Pass. Nachmittags bekam ich starke Nackenschmerzen, die nach zwei Aspirin besser wurden. Dennoch fühle ich mich nicht sehr wohl.
Morgen werden mit uns noch Joe (USA) und Karin (Australien, früher Schweiz) über den Pass wandern.

13. Tag: Thorang Phedi (4590m) - Thorang La (5415m) - Muktinath (3750m)
06:00 Thorang Phedi (4590m)
Ich habe diese Nacht kein Auge zugemacht. Wahrscheinlich macht mir die Höhe zu schaffen. Außerdem habe ich Magenprobleme, ich war in der Nacht dreimal auf der Toilette. Aber ich fühle mich ganz fit. Um 6:30 brechen wir zu siebt auf. Es ist kalt, die Gebirgsbäche sind teilweise gefroren.

09:55 Teehaus (5005m)
Wir haben gerade die 5000m überschritten und machen eine Pause um uns zu stärken. Joe und Karin haben sich etwas abgesetzt.

11:55 Unterhalb Thorang La (5400m)
Wir legen einen Fotostopp kurz vor dem Pass ein, da hier die Aussicht ganz toll ist. Ich bekomme Kopfschmerzen. [Ich beim Pass] [Craig, Drew und ich mit toller Aussicht]

12:20 Thorang La (5415m)
Wir haben es geschafft! Im Windschatten des Teehauses auf dem Pass warten Joe und Karin. Wir trinken eine heiße Schokolade (welch ein Luxus in dieser Höhe). Mein Kopfweh wird stärker und es kommt noch leichte Übelkeit dazu - typische Anzeichen von AMS. Ich nehme eine Diamox-Tablette, aber es wird nicht besser. Nach den üblichen "Gipfel"-Bildern machen wir uns auf den Weg nach unten [Wir auf dem Pass].

15:30 Mukinath Phedi (4100m)
Nach zwei Stunden Abstieg um über 1000m sind meine Kopfschmerzen und meine Übelkeit weg und ich kann den Rest des Tages genießen.

17:10 Mukinath (3750m)
Wir gehen ins Bob Marley Hotel. Die Jungs drehen zuerst mal einen Joint, den wir auf unserem Zimmer rauchen. Ich nehme auch ein paar Züge, die ich ohne Hustenanfälle überstehe, aber bei mir hat er keine Wirkung. Zum Abendessen bei Reggea-Musik habe ich ein Knobi-Yak-Steak mit Pommes und eine Apfel-Tasche mit Vanillesoße. Dazu gibt es Bier [Joe, Karin, Craig, Miles, Colena, Drew und "J"].

14. Tag: Muktinath (Ruhetag)
Nach einer erholsamen Nacht und einem guten Frühstück sind Drew und ich losgezogen, um Muktinath zu erforschen, der Rest war faul. Wir besuchten einige Kloster. In einem lasen angehende Mönche gerade aus Büchern. Wir setzten uns dazu und hörten lange zu. Dann haben wir dort noch salzigen Tee mit ranziger Yak-Butter bekommen - schmeckte interessant.
Heute ist Video-Abend in unserm Hotel - die Infrastruktur auf der westlichen Seite des Treks ist viel besser als auf der östlichen Seite. Wir sahen "Into thin air". Der Film war aber sehr schlecht im Vergleich zu dem Buch.

15. Tag: Muktinath (3750) - Kagbeni (2810m)
Ein gemütlicher Halbtagesmarsch bergab führt uns aus dem fruchtbaren Muktinath durch eine Mondlandschaft zu der Oase Kagbeni mit Feldern und Obstgärten [Blick auf den Kali Gandaki von Kagbeni]. Wir haben Gegenwind, der immer stärker wird und uns noch einige Tage ärgern wird. Joe und Karin wandern weiter nach Jomoson, da Karin einen starken Husten hat und zu einem Arzt will.

16. Tag: Kagbeni (2810m) - Marpha (2665m)
Durch das breite Flussbett des Kali Gandaki geht es weiter nach Süden. Der starke Gegenwind bläßt uns Staub und Sand in das Gesicht. Joe haben wir wieder eingeholt, Karin ist weitergewandert.
Heute geht es mir Richtig schlecht. Ich habe seit morgens Durchfall. Abend habe ich dann noch erbrochen. Zum Glück hatten wir ein Zimmer mit Bad ...

17. Tag: Marpha (2665m) - Kalopani (2530m)
Nachdem ich gestern zum Abendessen ein trockenes Brötchen mit Minztee hatte, getraue ich mich zum Frühstück an einen Apfelpfannenkuchen. Wir entscheiden uns, weiterzuwandern und ich werde stoppen, wenn es mir schlechter geht. Aber ich halte durch. [Planlos?]
Der Wind ist immer noch stark, allerdings gibt es jetzt wieder mehr Bäume, die Schutz bieten.

18. Tag: Kalopani (2530m) - Rukse Chhahara (1630m)
Heute war ein herrlicher Sonnenaufgang. Die Sonne bestrahlte Dhaulagiri (8167m) bevor sie über Annapurna I (8091m) auch im Tal zu sehen war [Dhaulagiri]. Es wird auch wieder wärmer und der Nadelwald wir von subtropischem Wald mit Farnen, Bambus, Citrusfrüchten und Bananen abgelöst [Ich vor dem Dhaulagiri]. In Rukse Chhahara (übersetzt: "schöner Wasserfall") bleiben wir in einem Hotel direkt neben dem Wasserfall und essen bei Kerzen- und Mondschein und beim Rauschen des Kali Gandaki und des Wasserfalls zu Abend.

19. Tag: Rukse Chhahara (1630m) - Tatopani (1190m)
Wir wandern einen halben Tag nach Tatopani und erholen uns in einem Hotel mit herrlichem Garten - viele Blumen, Citrusbäume, Weihnachtssterne [Regenwald vor Eis]. Ab und zu schaut ein großer Schmetterling, eine Libelle oder eine Eidechse vorbei. Dann gehen wir zu den heißen Quellen und nehmen ein Bad [Joe und ich im Pool]. In einer Bäckerei entdecke ich einen frischgebackenen Zitronenkuchen mit Baiser - einfach lecker ...

20. Tag: Tatopani (1190m) - Chitre (2390m)
Wir sind heute früh gestartet, weil wir das 1600m höher liegende Ghorapani erreichen wollen. Es ist sehr warm, der Weg führt aber durch Wälder [Colena bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Nuckeln]. Als wir allerdings in Chitre, was 90 Minuten vor Ghorapani liegt, angelangt sind, muss Colina aufgeben. Miles geht weiter, Colina, Drew, Craig und ich bleiben in Chitre.

21. Tag: Chitre (2390m) - Birethanti (1000m)
Wir wollen alle zurück nach Pokhara - es reicht. Zuerst geht es hoch nach Ghorapani (2775m) und dann abwärts [Dhaulagiri von Chitre aus gesehen]. Wir durchqueren einen Märchenwald mit knorrigen, moosbehangenen Bämen, Farnen und glasklaren Bergbächen. Dann kommt ein Stück, bei dem auf einer Landkarte etwas von über 3000 Steinstufen steht. Ich habe sie zwar nicht gezählt, aber ich bin froh, dass wir sie runter und nicht hoch gehen. Nach über neun Stunden kamen wir endlich an die Straße, von wo aus uns ein Taxi mit einer unbequemen Fahrt nach Pokhara zurückbrachte.
Wir belohnten uns in Pokhara mit einem guten Essen und besoffen uns danach mit Bier.


30.10.01 Pokhara
Lange geschlafen - gemütlich mit Colina, Craig und Drew gefrühstückt - Wäsche gewaschen - rasieren lassen [Drew und ich vor der Rasur] - weitere Reise organisiert - Filme entwickeln lassen - Miles und Katrin getroffen - abgehangen - riesen Knobi-Steak gegessen - Bier getrunken - Bilder angeschaut - großer Abschied von unserer Gruppe

31.10.-02.11.01 Chitwan National Park
Nach der Busfahrt von Pokhara nach Sauraha werde ich das üblich Touri-Programm im Nationalpark machen.
Ortsbesichtigung: Ein Führer hat uns das Dorf und den Elefantenstall gezeigt und uns dann zum Fluss geführt, um den Sonnenuntergang zu bestaunen: hier geht fast jeden Tag die Sonne richtig rot unter [Sonnenuntergang].
Kulturabend: Nach dem Abendessen gehen wir zum Kulturzentrum, wo über 50 Leute die Vorführungen anschauen werden. Es ist aber nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Es waren zwar einige kitschige Tanzvorführungen, aber einige Tänze waren echt gut.
Kanufahrt und Dschungel-Wanderung: Wir haben viele Vögel, einige Krokodile sowie Affen gesehen.
Elefantenritt: Der Höhepunkt. Wir fuhren zu der Touri-Verladestation, wo acht Elefanten auf uns warteten, einer für jeweils vier Touristen. Dann startete der unbequeme Ritt. Nach zehn Minuten gab es Nashorn-Alarm - wir näherten uns bis auf wenige Metern zwei Rhinos. Dann sahen wir noch eins und eine Mutter mit ihrem Rhino-Baby in einem Schlammloch - ein voller Erfolg [Mutter Rhino mit Baby].
Vogelwanderung: Morgens vor der Abreise nach Kathmandu sind wir noch etwas durch den Wald gegangen und haben Vögel angeschaut. Außerdem habe ich noch ein Elefantenbaby gesehen.

03.11.01 Kathmandu
Ich bin einfach etwas durch die Stadt gegangen und habe mich mal wieder auf dem Durbar-Platz umgeschaut. Ich bin auch mal wieder ins Kumari Bahal (Haus der lebenden Göttin) gegangen. Diesmal habe ich sogar die Kumari gesehen, was Glück bringen soll. Sie ist 3,5 Jahre alt, gilt als Reinkarnation Parvatis, der Frau Shivas, und wird jeweils als Kleinkind aus der Zunft der Goldschmiede nach einigen Tests ausgewählt. Ihre Aufgabe ist beendet, sobald sie ein erstes mal blutet, sei es durch eine Verletzung oder die Menstruation. Sie verlässt das Gebäude nur an drei Tagen im Jahr zu bestimmten Festen.
Dann habe ich mich für über fünf Stunden in ein Internetcafe gesetzt und meine Erlebnisse seit über vier Wochen eingehackt sowie die Bilder eingescannt.

04.11.01 Kathmandu-Tal
Ich habe mir ein Mountain-Bike geliehen und bin Richtung Westen losgedüst. Zuerst war ich an der Swayambhunath Stupa, auch bekannt unter Affen-Tempel, da eine Horde Affen die Gegend unsicher macht [Mich laust der Affe], [Stupa]. In der Gompa haben gerade ein paar Mönche gesungen. Danach war ich noch in Kirtipur, einem ruhigen, zeitlosen Ort mit einigen Tempel und bin noch etwas entlang des Bagmati-Flusses gefahren. Auf dem Rückweg habe ich noch mal beim Durbar-Platz in Kathmandu vorbeigeschaut und Menschen beobachtet und fotografiert.
Als ich zum Abendessen gehen wollte, sind mir Colena, Craig, Drew und Miles über den Weg gelaufen, die gerade in Kathmandu angekommen sind. Wir gehen zusammen Abendessen.

05-06.11.01 Bhote Kosi (Rafting)
Wir hatten zwei halbe Tage Fun auf dem Bhote Kosi, einem der wildesten Flüsse in Nepal mit vielen guten Stromschnellen. Unser Team, eine Spanierin, ein Deutscher, ein Franzose, zwei Australier, ich und ein nepalischer Steuermann hatte kein Verluste zu verzeichnen, was angesichts der Schwierigkeit des Flusses sehr gut ist. Übernachtet haben wir im Borderland-Resort 25km von der Grenze zu Tibet entfernt in Safari-Zelten.
Auf der Rückfahrt wurden wir in einer Stadt etwas aufgehalten. Wir erreichten sie um 16 Uhr und erfuhren, dass jemand vor einiger Zeit entführt und heute getötet wurde. Aus Protest haben die Einwohner eine Brücke gesperrt und wir mussten mit allen anderen Autos und Bussen bis 17:30 Uhr warten, bis wir weiterfahren konnten.

07-08.11.01 Kathmandu
Die letzten zwei Tage verbrachte ich planlos in Kathmandu. Ich ging einkaufen (bald ist Weihnachten ...), verbrachte einige Zeit mit meinem Annapurna-Team und schlenderte durch die Straßen und über die Plätze. An einem Abend war auf dem Durbar-Platz eine Veranstaltung von "Woman for Change", einer Vereinigung von vier regierungsunabhängigen Organisationen, die für die Gleichstellung von Frauen in Nepal arbeiten. Es gab einige Tänze und Ansprachen vor ca. 1000 Touristen und Nepalesen. Am letzten Abend habe ich noch gemütlich mit meinem Annapurna-Team zusammengesessen. Von Joe musste ich mich entgültig verabschieden, Miles werde ich vielleicht in Vietnam wiedersehen, Colena und Drew fliegen übermorgen nach Bangkok und Craig nächsten Montag. Ich werde sie einfach nicht los ...

09.11.01 Kathmandu - Bangkok
Ich war schon vor sechs Uhr morgens am Flughafen, obwohl der Flieger nach Thailand erst um 8:35 Uhr ging, um einen Platz auf der linken Seite zu bekommen. Und es hat sich gelohnt: Es war ein klarer Morgen und ich konnte das gesamte östliche Himalaya-Massiv inklusive Mt. Everest sehen [Mt. Everest]. Es ist schon beeindruckend, wenn die Berge erst auf Flughöhe aufhören.